Lümmelnde Prinzessinnen, heldenhafte Brüder und schmalzfreie Happy Ends

1 Buch in 5 Sätzen

Was beginnt wie ein klassisches Märchen, verwandelt sich bereits auf Seite zwei in einen waschechten Comic mit Panels und Sprechblasen. Diese Übertragung des norwegischen Märchens ‚Der Troll, der kein Herz hatte‘ funktioniert sowohl als Literaturadaption als auch als eigenständiges Bilderbuch hervorragend, denn den Rettungsversuch der sechs von einem Troll versteinerten Brüder übernimmt der siebte und jüngste Bruder auf ebenso heldenhafte Weise wie beispielsweise Spider- oder Superman. Verschiedenste Illustrationsstile, pastellige Farben im Wechsel mit schwarzweißen Skizzen und schrullige Charaktere in teils collagenartiger Anordnung – der Bruch mit dem klassischen Märchenbuch wird überall mehr als deutlich und so verwundert auch eine mehr abgeklärte als rettungsbedürftige Prinzessin nicht, die auf der Couch lümmelnd dem Helden auf dessen Rettungsversprechen entgegnet: „Ja, ja. Das haben schon viele versucht.“ Natürlich gibt es zum Schluss des Buches ein Happy End, doch dieses kommt glücklicherweise ohne kitschigen Schmalz aus. Insgesamt ein würdiger Gewinner des Deutschen Jugendliteraturpreises 2018 in der Kategorie Bilderbuch und für alle Märchenskeptiker eine unterhaltsame Alternative.

„Keine Panik, schöne Prinzessin. Ich rette dich … vor dem Troll“
„Ja, ja. Das haben schon viele versucht.“

Øyvind Torseter: Der siebente Bruder oder Das Herz im Marmeladenglas
Aus dem Norwegischen von Maike Dörries
Druck und Bindung: Livonia Print, Riga
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2017, 120 Seiten, 26,00 €
ISBN 978-3-8369-5900-1