Multileben auf Sinnsuche

1 Buch in 3 Zitaten

Sinn im eigenen Leben zu finden ist herausfordernd. Verfügt man über ganze sechs Leben, ordnet sich diese Sinnhaftigkeit grundlegend neu. Ist es legitim ein paar der Bonusleben durch waghalsige Aktionen zu verzocken?
Ist es heldenhaft Leben zu retten, wenn noch genug Backup-Leben vorhanden sind?
Sollte jedes Multileben eines seiner Leben opfern, um ein Monoleben zu retten?
Fragen mit denen sich auch Gabriel, Protagonist in Véronique Petits Jugendroman Sechs Leben, auseinandersetzen muss. Doch auch alterstypische Herausforderungen (Liebe, Anerkennung oder Unabhängigkeit) beschäftigen den 15jährigen zunehmend.
Ein unterhaltsamer Roman, der trotz seiner fantastischen Grundideen durch ausgewogenen Realismus überzeugt. Lediglich die Figuren könnten gelegentlich ein wenig mehr Tiefe vertragen. Dennoch auch für ein Monoleben sinnvoll investierte Lesezeit!

Statistisch gesehen verfügen 91 % der Menschen über ein einziges Leben. Das galt für meinen Vater, das gilt auch für meinen Stiefvater und für neun von zehn Kindern an meiner Schule. 6 % der Menschen haben zwei Leben, wie meine Mutter, 2 % haben drei und 1 % der Bevölkerung besitzt vier bis sieben Leben.

Bevor ich ein Sechsleben wurde, war ich ein Junge, den man nicht sieht. Weil ich nicht sehr groß bin. Weil ich immer dick eingepackt in drei Kleiderschichten in die Schule kam, um meine Mutter zu beruhigen. Weil ich weder ein guter noch ein schlechter Schüler bin, überall mittelmäßig, auch in Sport. Weil ich der Prototyp des banalen Jungen war.

So jetzt ist Mila allein. Ich muss mit ihr reden, jetzt ist der richtige Moment. Diesmal lasse ich mich nicht einschüchtern, ich habe schließlich ein Leben gerettet!

Véronique Petit: Sechs Leben
Aus dem Französischen von Anne-Kathrin Häfner
Covergestaltung: Zero Werbeagentur GmbH
Satz: Lena Ellermann, Potsdam
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
Mixtvision Verlag, München 2021, 223 Seiten, 15,00 €
ISBN 978-3-95854-162-7